Wie ihr bereits wisst, berate ich derzeit nicht gegen Honorar, sondern gegen eine freie Spende. Diese Spenden werden am Ende der Probeberatungen vollständig an die Universitätsfrauenklinik in Graz weitergegeben, weil wir uns bedanken wollen.
Wir wollen uns bei den Helden bedanken, die einem unserer Erstgeborenen das Leben ermöglicht haben. Und wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass in der Frauenklinik noch ganz viele weitere heldenhafte Taten vollbracht werden können.
Um über unsere Verbindung mit der Klinik zu erzählen, muss ich einige Zeit zurück springen – in das Jahr 2017….
Im Frühling hielten mein Mann Stefan & ich meine ersten positiven Schwangerschaftstests in der Hand – einen, bei dem ich mir schulterzuckend dachte „Vielleicht sieht man ja schon etwas…“, und einen, den ich sicherheitshalber noch einmal machte, weil ich es nicht fassen konnte, dass der erste Test mir tatsächlich sagte, dass ich schwanger sei.
Kurz darauf konnten wir beim ersten Frauenarzt-Termin das kleine Wunder bestaunen. Und das noch größere Wunder: Wir erwarteten Zwillinge!
Ganz ohne Kitsch: Das war der wunderbarste Augenblick meines Lebens ! ❤
Wochenlang verbrachten wir in extatischer Euphorie, erzählten allen von unserem unerwarteten Glück, malten uns die Zukunft mit diesen beiden Schätzen aus. Und alle freuten sich mit uns – die ganze Familie schwebte dahin.
Und dann – WUMMS! – holte es uns brutal auf den Boden der Tatsachen zurück. Eine Aquäduktstenose im Hirn des kleineren Zwillings, für den wir den Namen Tobias ausgewählt hatten. Flüßigkeit konnte nicht aus dem Schädel abrinnen, ein Zustand, der sich aber in schwachen Fällen durchaus auswachsen oder operativ nach der Geburt behoben werden konnte.
Wir versuchten, nicht in Panik zu geraten, als wir sicherheitshalber im Wiener AKH vorstellig wurden. Gelang uns nicht. Die Panik war greifbar.
Und sie wurde nicht weniger, als plötzlich alle Ärzte aufhörten, mit uns zu sprechen & eine Psychologin angefordert wurde.
Es tummelte sich gefühlt die ganze Krankenhausbelegschaft in dem kleinen Raum, als uns von der Psychologin mit bemüht samfter Stimme gesagt wurde, dass Tobias Aquäduktstenose nicht das einzige Problem der Buben war. Ein Transfusionssyndrom hatte sich entwickelt, bei dem der kleine Tobias seinen großen Zwilling Maximilian mit den für ihn bestimmten Nährstoffen versorgte. Unbehandelt ein Todesurteil für beide Kinder.
Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie ich bei meinen Eltern im Vorzimmer auf dem Boden sitze und vor lauter Weinen nicht mehr als „Ich muss mein Baby töten“ heraus bringe.
Ja, der Plan war, Maximilian das Leben zu schenken, und das seines Bruders Tobias bei einer Operation noch während der Schwangerschaft zu beenden.
Die Stenose hatte sich nicht von selbst ausgewachsen, die Schäden für das Gehirn waren bereits groß genug, um Tobias Fähigkeiten auf Atmen & Schlucken zu reduzieren, und sein Leben auf nicht mehr als 14 Jahre zu beschränken. Man sagte uns, er sähe von dem Transfusionssyndrom bereits „mitgenommen“ aus – ein Zustand, den kein Ungeborenes ertragen sollte.
Die Entscheidung war herzzerreißend, aber zum Glück ganz, ganz einfach zu treffen.
Wir wurden an ein Spezialisten-Team in der Grazer Frauenklinik weitergeleitet, wo wir Mitte September in der 23. Schwangerschaftswoche für einige Tage blieben.
23. Woche… Da spürt man seine Babies schon durch die Bauchdecke. Da spricht man schon mit ihnen, gibt ihnen Namen & stupst sie an. Gelegentlich stupsen sie sogar zurück. Eigentlich ist man sich zu diesem Zeitpunkt bereits sicher, dass ihnen nichts mehr passieren kann & sie sogar als Frühgeborene realistische Überlebenschancen hätten.
Stefan & ich verbrachten die letzten Tage & Nächte vor der Operation damit, uns zu verabschieden. Wir bedankten uns millionenfach bei Tobias, der uns alle Entscheidungen abgenommen hatte & seinem Zwillingsbruder sein Leben schenken würde. Er war immer schon sein Schutzengel gewesen.
Der Morgen der Abtreibung kam. Ich war müde, mir war übel, ich hatte Angst und ich betete & bettelte pausenlos um ein Wunder. Dann wirkte die Betäubung und ich schlief ein.
„Dem großen Baby geht es gut“ – zu diesen wundervollen ersten Worten wachte ich wieder auf. Wer hätte gedacht, dass es in dieser fürchterlichen Situation diesen einen einzigen Satz gab, der Erleichterung brachte?
Maximilian war am Leben und wir würden ihn aller Wahrscheinlichkeit nach für immer behalten dürfen. Es war ein Wunder, das wir Tobias & diesen wundervollen Zauberern der Frauenklinik zu verdanken hatten. Ohne sie hätte es unsere Familie in dieser perfekten Form nie gegeben.
Der Rest der Schwangerschaft verlief vergleichsweise unauffällig.
Ich verbrachte wegen vorzeitiger Wehen noch ein paar Tage im AKH, wöchentlich wurde per Ultraschall nach Maximilian geschaut, der sich prächtigst entwickelte, Bettruhe bis zur Geburt war angesagt.
Am 20. Jänner 2018 war es dann soweit. Maximilian & Tobias kamen nach langer Wartezeit & großen Emotionen endlich auf die Welt. Wir durften uns ein letztes Mal verabschieden & konnten beginnen uns als Familie aus einem mittelprächtigen Trümmerhaufen wieder aufzubauen.
Ein Prozess, der mit dem 1. April 2020 fertiggestellt war – Töchterchen Elisabeth machte unsere Familie komplett.
Es war ein holpriger Weg ins Familienidyll, doch er hätte noch so viel holpriger sein können.
Darum will ich nicht nur DANKE!!! sagen, sondern auch DANKE!!! machen – indem Eure Spenden an das Haus weiter gegeben werden, dem ich alles Glück meiner Welt zu verdanken habe.
Also: Kramt die Geldbörsen hervor, öffnet den geheimen Safe im Wohnzimmer, löst Eure Bausparer auf & lasst Euch von mir beraten, damit auch anderen Familien durch unser Abenteuer geholfen werden kann ❤
Ein Gedanke zu „Der Koalaknopf und die Frauenklinik Graz – Eine Familientragödie mit Happy Ending“